6-02-2006, 13.44
Im Verlauf der Geschichte der Philosophie, die nach der Natur - in ihrem Wesen und ihrer Gesamtheit - fragt, wird als erste die frühgriechische - ionische Naturphilosophie aus der Taufe gehoben. Sie ist die erste abendländische Philosophie schlechthin. In dieser Philosophie werden einzelne Elemente als zentrale Prinzipien des Kosmos betrachtet - Bausteine der Schöpfung.
So wissen wir aus dem Studium der griechischen Philosophie, dass Thales von Milet im Wasser, Anaximenes von Milet in der Luft und Heraklit von Ephesus im Feuer den Urgrund aller Dinge sah, die im Schoß unserer Mutter Erde ihr Zuhause haben.
Beleuchten wir ganz kurz ein paar markante Lebensstationen dieses von den frühgriechisch-ionischen Naturphilosophen aus der Taufe gehobenen Denkmodels über den Schöpfungsaspekt Natur bis hin zur Gegenwart.
Nach ihrer ersten Blütezeit im antiken Griechenland und in Kleinasien der griechischen Ionier erfährt die Natur im Laufe der folgenden Jahrhunderte eine sukzessive Abwertung. Den Tiefpunkt setzt ihr die mittelalterliche Philosophie. Erst in der Renaissance findet die Naturphilosophie zu einem Wiederaufleben, das zu einer 2. Blütezeit führt. Diese wird ausgelöst durch Giovanni Pico della Mirandola. Seine These lautet, dass wir über die Naturbetrachtung zur Kenntnis des Göttlichen gelangen können.
Ihre 3. Blütezeit erlebt die Naturphilosophie um 1800 zur Zeit des deutschen Idealismus und der Frühromantik. Den federführenden Beitrag liefert hier Friedrich Wilhelm Schelling, der eine Identität von Vernunft und Natur sieht, indem er in der Natur unterbewusst dieselben Kräfte am Werk seinen, die sich bewusst auch in der menschlichen Vernunft ausdrücken würden.
Gegen Ende des 19. Jh. wird der naturwissenschaftlichen Philosophie vom damaligen wissenschaftlichen Geist - als irrational apostrophiert - die gelb-rote Karte vorgewiesen. Die neuen Schwerpunkte des Interesses heissen fortan : Raum, Zeit und Materie.
Und heute im neuen Jahrtausend stehen wir einer globalen ökologischen Krise gegenüber. Die von Naturphilosophen der Neuen Zeit erörterten Begriffe heissen jetzt: Leben, Chaos und Selbstorganisation. Diese Themen stehen seither im Vordergrund aller Betrachtung.
Nach diesem kurzen Ausflug kehren wir wieder zurück zur geistigen Wiege der Nautr-Philosophie, denn da können wir viel schöpfen für unser eigenes Natur- und Schöpfungsverständnis aus mystischer Sicht.
Wir wissen bereits, dass Thales im Wasser, Anaximenes in der Luft und Heraklit im Feuer den Urgrund aller Dinge sahen.
Nun kommt Empedokles von Akragas auf Sizilien. Während dem Thales, Anaximenes und Heraklit ihren Blick auf das Eine richteten, das Alles im Grunde war, schiebt Empedokles diese Frage nach dem Einen zur Seite und konzentriert sich stattdessen auf den ganzen Bereich der sinnlich wahrnehmbaren Welt, um diese in ihrer Beweglichkeit und Vielgestaltigkeit zu begreifen. Und dies führte dazu, dass Empedokles den Elementen Wasser, Luft und Feuer nun auch das Element Erde hinzufügt.
Und so ist es in der Tat Empedokles, der die Elemente Feuer - Wasser - Luft - Erde erstmals als Vierer-Einheit begreift und in dieser Vierheit das Ganze der Natur fasst. Wenn Empedokles vom wahrhaften Seienden spricht, dann ist dieses nicht Eines, sondern es sind nun die Vier.
Empedokles steht jetzt mit seiner Vier-Elementen- Lehre zwischen Skylla und Charybdis, will damit sagen, zwischen Mythos und Logos. Zum einen wurzelt diese Lehre noch in der symbolischen Sprache, durch die sich der Mensch in der Natur - als Mannigfaltigkeit ergreifender Mächte - zu orientieren sucht. Auf der anderen Seite beginnt hier Empedokles, die Vier-Elementen-Lehre als wissenschaftliche Theorie natürlicher Substanzen und Prozesse aufzuzeichnen. Schließlich dient Empedokles als Arzt diese Lehre als theoretischer Hintergrund seiner eigenen medizinischen Praxis.
Die vier Elemente sind einerseits die Elemente die Elemente göttlicher Naturmächte. Andererseits wird die Präsenz des Göttlichen im Sinne unterschiedlicher und auch gegensätzlicher Charaktere in der Auseinandersetzung der Naturgewalten erfahren. Und diese Auseinandersetzung der Naturgewalten ist selbst eine affektive, denn sie wird als Liebe und Hass erlebt.
Die göttliche Macht des Feuers erscheint hier als schimmernder Zeus. Es ist die prototypisch in der Sonne vereinte Macht, die, wie es später bei Platon heisst, allem Seienden eigenes Sein und erkennbarkeit gewährt. Für das Wasser wird hier Nestis, eine Wassergöttin benannt, die durch ihre Tränen irdisches Quellwasser fließen lässt, das selber mit affektiver Macht ausgestattet ist, die als emotionaler Ausdruck erfahren werden kann. Die Luft oder der Äther bezeichnet zuerst den unsichtbaren Hades und später die unendliche, unsichtbare zarte Höhe. Und die Erde ist die lebensspendende Hera als der feste Sitz und fruchtbringende Boden, dem alles Lebende als der nährenden Mutter sein Dasein verdankt.
Die 4 Elemente kommen andererseits als Wurzelkräfte (rhizomata) wissenschaftlich vor und verweisen in dieser Darstellung auf einen pythgoreischen Ursprung. Man sagt, dass Empedokles ein Schüler der Pythagoreer gewesen sei. Denn auch diese redeten von einer Vierheit von rhizomata und meinten damit die ersten 4 Zahlen (1,2,3,4), die sie als Wurzeln bezeichneten, weil sich daraus alle anderen - und zwar insbesondere die vollkommene 10 als deren Summe - erzeugen läßt. Und aus der Vierheit seiner Elemente leitet jetzt Empedokles alle übrigen Naturdinge und Prozesse ab. Die Basis der 4 soll als ihre Erzeugende verstanden werden.
Einschränkend betont Empedokles allerdings, dass die Auffassungen der Menschen und ihre Benennungen das wahre Geschehen im Grunde genommen nicht zu erfassen vermögen. Und Empedokles begründet dies, wenn er verkündet, dass es von keiner einzigen unter allen vergänglichen Dingen Geburt gibt und auch kein Ende im verwünschten Tod, sondern nur Mischung und Austausch der gemischten Stoffe. Geburt wie Tod wird nur dafür bei den Menschen als üblicher Name gebraucht.
Die Idee der Mischung und Entmischung ist für Empedokles der Schlüssel zur Erklärung von Werden und Vergehen. Das macht diese Denker aber nicht zum Ahnherrn des Atomismismus, denn dafür fehlt ihm der Begriff des Leeren, den sowohl er wie auch Parmenides eindeutig ablehnt.
Mischungen und Trennungen sind bei Empedokles nicht als mechanisches Zusammenkommen und sich voneinander Abspalten zu verstehen, sondern als Spannungsverlagerungen innerhalb dieser Vierheit. Materiebildung und Auflösung unterliegen einem Wechselspiel von Attraktion und Repulsion, ein Gegensatzpaar von Kräften, die er als Liebe und Hass bezeichnet.
Der Philosoph Empedokles schreibt dazu:"Der Wettstreit der beiden Kräfte liegt klar an der menschlichen Glieder Masse vor. Bald vereinigen sich durch die Liebe alle Glieder, welche die Leiblichkeit erlangt haben, auf des blühenden Lebens Höhe, bald wieder zerschnitten durch die schlimmen Mächte des Zwistes irren sie einzeln voneinander getrennt am Gestade des Lebens."
Diese Kräfte kommen nicht zur Vierheit hinzu, sondern sie liegen in ihr selbst begründet, sodass sich Liebe und Hass in periodischem Wechsel der Dominanz des einen und des anderen Elementes ergibt. In den Gedankengängen Empedokles klingt das dann so:
"Jene Elemente und Kräfte nämlich sind alle gleich alt von Abstammung, doch jedes von ihnen hat ein verschiedenes Amt, jedes hat eine besondere Art, und abwechselnd gewinnen sie Oberhand im Umlauf der Zeit." Diese Lehre findet über den Artz Empedokles natürlich auch Eingang in der antiken Medizin bei der Zuordnung von Elementen und Lebenssäften zu bestimmten Jahreszeiten und Lebensperioden.
Bei Empedokles tritt jetzt der Begriff des Kosmos zum ersten Mal auf. er nennt ihn das All-Eine, das alles umspannt und versteht dieses All-Eine als Sphairos, also als Kugel von unendlichem Ausmass. In ihr herrscht eine einzige übergeordnete und gefügte Gesamtordnung, in welcher die Dominanz der Liebe überwiegt. Nach Empedokles strebt die altgriechische Naturphilosophie dem Zenit ihrer Blütezeit zu und zwar unter der Federführung eines Platon und dessen Schülers Aristoteles!
Mit Platon und Aristoteles erfährt die von Empedokles etablierte Vier-Elementenlehre eine erstaunliche Ernüchterung und sie gewinnt auch eine neue 5. Dimension. Dies hängt natürlich direkt mit dem jetzigen Übergang vom Mythose zum Logos zusammen. Ein neues Prinzip wird eingeführt, indem gegenüber der Materie jetzt Seelen-Vernunft als selbständiges Prinzip auftritt und damit die Materie überhaupt erst zur eigentlichen Materie wird, und zwar eine von Geist-Energie geformte Materie, welche diese gestalterisch überhaupt erst ermöglicht.
Die neue Vier-Elementen-Lehre tritt bei Platon im ZUsammenhang mit seiner Kosmologie - im Dialog Timaios auf. Dieser Dialog ist philosophisch und wissenschaftlich von grosser Bedeutung, weil es fast der einzige Text ist, der von den Dialogen Platons durchgängig in Europa bei den Gelehrten bekannt war. Dazu kommt, dass dieser Text eine der Quellen ist, aus denen sich zur Zeit des alexandrinischen Neuplatonismus die Alchemie entwickelt. Und damit kommen die Lehren von der Materie - vermittelt über die Araber - ins lateinische Mittelalter. Auf dem Hintergrund der Alchemie entwickelt sich dann ab dem 17. Jh. die neuzeitliche Chemie.
Im Dialog Timaios ist übrigens auch von Atlantis, dem legendären verschwundenen Kontinent, die Rede. Hier beschreibt ein ägyptischer Priester dem athenischen Staatsmann Solon die Insel und behauptet, dass Atlantis grösser gewesen wäre als Kleinasien und Libyen zusammen. Weiterhin offenbart der Priester, dass angeblich um das 10. Jahrtausend v. Chr. auf Atlantis eine hoch entwickelte Zivilisation existierte und dass dieser Inselkontinent seinen Einfluss auf alle Mittelmeervölker bis nach Athen ausdehnte.
So wissen wir aus dem Studium der griechischen Philosophie, dass Thales von Milet im Wasser, Anaximenes von Milet in der Luft und Heraklit von Ephesus im Feuer den Urgrund aller Dinge sah, die im Schoß unserer Mutter Erde ihr Zuhause haben.
Beleuchten wir ganz kurz ein paar markante Lebensstationen dieses von den frühgriechisch-ionischen Naturphilosophen aus der Taufe gehobenen Denkmodels über den Schöpfungsaspekt Natur bis hin zur Gegenwart.
Nach ihrer ersten Blütezeit im antiken Griechenland und in Kleinasien der griechischen Ionier erfährt die Natur im Laufe der folgenden Jahrhunderte eine sukzessive Abwertung. Den Tiefpunkt setzt ihr die mittelalterliche Philosophie. Erst in der Renaissance findet die Naturphilosophie zu einem Wiederaufleben, das zu einer 2. Blütezeit führt. Diese wird ausgelöst durch Giovanni Pico della Mirandola. Seine These lautet, dass wir über die Naturbetrachtung zur Kenntnis des Göttlichen gelangen können.
Ihre 3. Blütezeit erlebt die Naturphilosophie um 1800 zur Zeit des deutschen Idealismus und der Frühromantik. Den federführenden Beitrag liefert hier Friedrich Wilhelm Schelling, der eine Identität von Vernunft und Natur sieht, indem er in der Natur unterbewusst dieselben Kräfte am Werk seinen, die sich bewusst auch in der menschlichen Vernunft ausdrücken würden.
Gegen Ende des 19. Jh. wird der naturwissenschaftlichen Philosophie vom damaligen wissenschaftlichen Geist - als irrational apostrophiert - die gelb-rote Karte vorgewiesen. Die neuen Schwerpunkte des Interesses heissen fortan : Raum, Zeit und Materie.
Und heute im neuen Jahrtausend stehen wir einer globalen ökologischen Krise gegenüber. Die von Naturphilosophen der Neuen Zeit erörterten Begriffe heissen jetzt: Leben, Chaos und Selbstorganisation. Diese Themen stehen seither im Vordergrund aller Betrachtung.
Nach diesem kurzen Ausflug kehren wir wieder zurück zur geistigen Wiege der Nautr-Philosophie, denn da können wir viel schöpfen für unser eigenes Natur- und Schöpfungsverständnis aus mystischer Sicht.
Wir wissen bereits, dass Thales im Wasser, Anaximenes in der Luft und Heraklit im Feuer den Urgrund aller Dinge sahen.
Nun kommt Empedokles von Akragas auf Sizilien. Während dem Thales, Anaximenes und Heraklit ihren Blick auf das Eine richteten, das Alles im Grunde war, schiebt Empedokles diese Frage nach dem Einen zur Seite und konzentriert sich stattdessen auf den ganzen Bereich der sinnlich wahrnehmbaren Welt, um diese in ihrer Beweglichkeit und Vielgestaltigkeit zu begreifen. Und dies führte dazu, dass Empedokles den Elementen Wasser, Luft und Feuer nun auch das Element Erde hinzufügt.
Und so ist es in der Tat Empedokles, der die Elemente Feuer - Wasser - Luft - Erde erstmals als Vierer-Einheit begreift und in dieser Vierheit das Ganze der Natur fasst. Wenn Empedokles vom wahrhaften Seienden spricht, dann ist dieses nicht Eines, sondern es sind nun die Vier.
Empedokles steht jetzt mit seiner Vier-Elementen- Lehre zwischen Skylla und Charybdis, will damit sagen, zwischen Mythos und Logos. Zum einen wurzelt diese Lehre noch in der symbolischen Sprache, durch die sich der Mensch in der Natur - als Mannigfaltigkeit ergreifender Mächte - zu orientieren sucht. Auf der anderen Seite beginnt hier Empedokles, die Vier-Elementen-Lehre als wissenschaftliche Theorie natürlicher Substanzen und Prozesse aufzuzeichnen. Schließlich dient Empedokles als Arzt diese Lehre als theoretischer Hintergrund seiner eigenen medizinischen Praxis.
Die vier Elemente sind einerseits die Elemente die Elemente göttlicher Naturmächte. Andererseits wird die Präsenz des Göttlichen im Sinne unterschiedlicher und auch gegensätzlicher Charaktere in der Auseinandersetzung der Naturgewalten erfahren. Und diese Auseinandersetzung der Naturgewalten ist selbst eine affektive, denn sie wird als Liebe und Hass erlebt.
Die göttliche Macht des Feuers erscheint hier als schimmernder Zeus. Es ist die prototypisch in der Sonne vereinte Macht, die, wie es später bei Platon heisst, allem Seienden eigenes Sein und erkennbarkeit gewährt. Für das Wasser wird hier Nestis, eine Wassergöttin benannt, die durch ihre Tränen irdisches Quellwasser fließen lässt, das selber mit affektiver Macht ausgestattet ist, die als emotionaler Ausdruck erfahren werden kann. Die Luft oder der Äther bezeichnet zuerst den unsichtbaren Hades und später die unendliche, unsichtbare zarte Höhe. Und die Erde ist die lebensspendende Hera als der feste Sitz und fruchtbringende Boden, dem alles Lebende als der nährenden Mutter sein Dasein verdankt.
Die 4 Elemente kommen andererseits als Wurzelkräfte (rhizomata) wissenschaftlich vor und verweisen in dieser Darstellung auf einen pythgoreischen Ursprung. Man sagt, dass Empedokles ein Schüler der Pythagoreer gewesen sei. Denn auch diese redeten von einer Vierheit von rhizomata und meinten damit die ersten 4 Zahlen (1,2,3,4), die sie als Wurzeln bezeichneten, weil sich daraus alle anderen - und zwar insbesondere die vollkommene 10 als deren Summe - erzeugen läßt. Und aus der Vierheit seiner Elemente leitet jetzt Empedokles alle übrigen Naturdinge und Prozesse ab. Die Basis der 4 soll als ihre Erzeugende verstanden werden.
Einschränkend betont Empedokles allerdings, dass die Auffassungen der Menschen und ihre Benennungen das wahre Geschehen im Grunde genommen nicht zu erfassen vermögen. Und Empedokles begründet dies, wenn er verkündet, dass es von keiner einzigen unter allen vergänglichen Dingen Geburt gibt und auch kein Ende im verwünschten Tod, sondern nur Mischung und Austausch der gemischten Stoffe. Geburt wie Tod wird nur dafür bei den Menschen als üblicher Name gebraucht.
Die Idee der Mischung und Entmischung ist für Empedokles der Schlüssel zur Erklärung von Werden und Vergehen. Das macht diese Denker aber nicht zum Ahnherrn des Atomismismus, denn dafür fehlt ihm der Begriff des Leeren, den sowohl er wie auch Parmenides eindeutig ablehnt.
Mischungen und Trennungen sind bei Empedokles nicht als mechanisches Zusammenkommen und sich voneinander Abspalten zu verstehen, sondern als Spannungsverlagerungen innerhalb dieser Vierheit. Materiebildung und Auflösung unterliegen einem Wechselspiel von Attraktion und Repulsion, ein Gegensatzpaar von Kräften, die er als Liebe und Hass bezeichnet.
Der Philosoph Empedokles schreibt dazu:"Der Wettstreit der beiden Kräfte liegt klar an der menschlichen Glieder Masse vor. Bald vereinigen sich durch die Liebe alle Glieder, welche die Leiblichkeit erlangt haben, auf des blühenden Lebens Höhe, bald wieder zerschnitten durch die schlimmen Mächte des Zwistes irren sie einzeln voneinander getrennt am Gestade des Lebens."
Diese Kräfte kommen nicht zur Vierheit hinzu, sondern sie liegen in ihr selbst begründet, sodass sich Liebe und Hass in periodischem Wechsel der Dominanz des einen und des anderen Elementes ergibt. In den Gedankengängen Empedokles klingt das dann so:
"Jene Elemente und Kräfte nämlich sind alle gleich alt von Abstammung, doch jedes von ihnen hat ein verschiedenes Amt, jedes hat eine besondere Art, und abwechselnd gewinnen sie Oberhand im Umlauf der Zeit." Diese Lehre findet über den Artz Empedokles natürlich auch Eingang in der antiken Medizin bei der Zuordnung von Elementen und Lebenssäften zu bestimmten Jahreszeiten und Lebensperioden.
Bei Empedokles tritt jetzt der Begriff des Kosmos zum ersten Mal auf. er nennt ihn das All-Eine, das alles umspannt und versteht dieses All-Eine als Sphairos, also als Kugel von unendlichem Ausmass. In ihr herrscht eine einzige übergeordnete und gefügte Gesamtordnung, in welcher die Dominanz der Liebe überwiegt. Nach Empedokles strebt die altgriechische Naturphilosophie dem Zenit ihrer Blütezeit zu und zwar unter der Federführung eines Platon und dessen Schülers Aristoteles!
Mit Platon und Aristoteles erfährt die von Empedokles etablierte Vier-Elementenlehre eine erstaunliche Ernüchterung und sie gewinnt auch eine neue 5. Dimension. Dies hängt natürlich direkt mit dem jetzigen Übergang vom Mythose zum Logos zusammen. Ein neues Prinzip wird eingeführt, indem gegenüber der Materie jetzt Seelen-Vernunft als selbständiges Prinzip auftritt und damit die Materie überhaupt erst zur eigentlichen Materie wird, und zwar eine von Geist-Energie geformte Materie, welche diese gestalterisch überhaupt erst ermöglicht.
Die neue Vier-Elementen-Lehre tritt bei Platon im ZUsammenhang mit seiner Kosmologie - im Dialog Timaios auf. Dieser Dialog ist philosophisch und wissenschaftlich von grosser Bedeutung, weil es fast der einzige Text ist, der von den Dialogen Platons durchgängig in Europa bei den Gelehrten bekannt war. Dazu kommt, dass dieser Text eine der Quellen ist, aus denen sich zur Zeit des alexandrinischen Neuplatonismus die Alchemie entwickelt. Und damit kommen die Lehren von der Materie - vermittelt über die Araber - ins lateinische Mittelalter. Auf dem Hintergrund der Alchemie entwickelt sich dann ab dem 17. Jh. die neuzeitliche Chemie.
Im Dialog Timaios ist übrigens auch von Atlantis, dem legendären verschwundenen Kontinent, die Rede. Hier beschreibt ein ägyptischer Priester dem athenischen Staatsmann Solon die Insel und behauptet, dass Atlantis grösser gewesen wäre als Kleinasien und Libyen zusammen. Weiterhin offenbart der Priester, dass angeblich um das 10. Jahrtausend v. Chr. auf Atlantis eine hoch entwickelte Zivilisation existierte und dass dieser Inselkontinent seinen Einfluss auf alle Mittelmeervölker bis nach Athen ausdehnte.