4-12-2005, 0.22
Zweige von Apfel- oder Kirschbäumen, von Forsytiensträuchern und anderen Frühlingsblühern werden heute aus vielen Gärten in die Häuser geholt um unsere Sehnsucht nach etwas Blühendem und unsere Hoffnung auszudrücken.
Dahinter steht die Erfahrung, dass solche Äste etwa 3 Wochen im Haus in einer Blumenvase brauchen, um dann an Weihnachten aufzublühen.
Man nennt diese Zweige "Barbarazweige", weil der 4. Dezember der Gedenktag der heiligen Barbara ist.
Der Brauch mit den Barbarazweigen soll auf ihre Gefangenschaft zurückgehen. Die Legende erzählt, die heilige Barbara habe einen Kirschbaumzweig mit in ihre Zelle schmuggeln können, als sie wegen ihres Bekenntnisses zum christlichen Glauben gefangen genommen wurde. Dort soll sie diesen Zweig mit Tropfen aus ihrem Trinknapf benetzt haben. Der Zweig begann zu blühen und tröstete Barbara in den letzten Tagen ihres Lebens.
Nun sind wir heute keine Gefangenen um Christi willen. Dennoch können solche Zweige für uns bedeutsam sein. Barbarazweige sind mir ein Zeichen für das Leben, das manchmal wie abgestorben scheint. Wenn es umsorgt wird, mit Wasser benetzt wird, Wärme und Zuwendung bekommt, kann es wieder aufblühen.
Barbarazweige zeigen mir auch, dass es notwendig ist, Geduld zu haben und warten zu können. Wenn wir sie heute ins Haus holen, dürfen wir nicht erwarten, dass sie morgen blühen. Gut Ding will Weile haben, sagt ein altes Sprichwort. Das vergessen wir allzu oft! Die knospenden Zweige können uns wieder daran erinnern. So gesehen sind sie ein adventliches Zeichen in einer Zeit, die das Wartenkönnen verlernt hat.