Nun wollen wir uns dem “fünften Element”, der Quintessenz zu wenden. Die Bewusstwerdung der Quintessenz, das Offenbar werden des fünften Elementes hat eine gewisse Ausgeglichenheit zur Voraussetzung. Ein Zustand also, der, wie bereits einmal angedeutet, die vier Elemente des Menschen in Einklang, in Harmonie zu bringen vermag.
Die Quintessenz oder quinta essentia ist den vier Elementen zugehörig, die sie zusammenhält, zusammenfügt und bildet. Aristoteles, Paracelsus, und die mittelalterliche Mystik und Alchemie haben sich ausführlich mit der quinta essentia beschäftigt. Sie wurde mit dem Äther in Verbindung gebracht, und als lebenserzeugender und -erhaltener Geist oder “spiritus” war sie den Alchemisten bekannt. Dies hat seinen Ursprung darin, dass die Quintessenz als sehr fein, alles durchdringend und überall seiend angenommen wurde. Die Verbindung zum flüchtigen Alkohol in der Alchemie liegt darum nahe. Aber die Quintessenz bezeichnet auch das Wesen einer Sache, ihren Hauptgedanken, das Endergebnis.
Aus der Überlieferung und der Erfahrung heraus wissen wir, das das innere Selbst oder der innere Meister erst dann in Erscheinung tritt, wenn der Schüler genügend auf diesen Augenblick vorbereitet ist. Die Entscheidung: wann, wie und wo der Meister dem Schüler erscheint, liegt aber beim Meister. Was aber ist der Meister, der innere Meister, das innere Selbst, der Gott unseres Herzens oder unser Gewissen? Was ist damit gemeint?
Möglich ist es auch, die Quintessenz mit dem lapis philosophorum, dem Stein der Weisen in Verbindung zu bringen. Dieser wiederum gilt als das höchste zu erreichende, aber verborgene Kostbarkeit, um die man sich bemühen muss, welche aber allgegenwärtig ist. Ihn zu besitzen heisst, in vollendeter Harmonie mit sich selbst und dem Kosmos zu sein.
Wenn wir infolge richtigen Denkens und Handelns mehr und mehr fähig werden, die Harmonie, die wir suchen, zu erlangen und zu erleben, werden wir jenes Einssein mit der Welt verwirklichen, wie es in der wahren Bedeutung des Wortes Harmonie in Aussicht gestellt ist. In dem Masse, wie sich unsere Aufnahmefähigkeit für harmonische Beziehungen erweitert, erfassen wir auch unsere Welt, bis diese schliesslich das ganze Sein umfasst.
Die vier Elemente: Feuer, Wasser, Luft und Erde wirken im Menschen, und in all seinen Handlungen bewegen sie sich wie ein Rad in raschem Kreislauf.
Das Bild des Rades, welches in alten Schriften für die Quintessenz verwandt wurde, hat seine ganz besondere Bedeutung, da es, mit acht Speichen im Innern, als Symbol der Quintessenz gilt. Die Quintessenz ist Lenker und Leiter der Elemente und kann als wahre, innere Persönlichkeit angesehen werden, die es zur Entfaltung zu bringen gilt. Dies ist symbolisch zu verstehen, als ein bildhafter Ausdruck für etwas, was in jedem Menschen wirksam ist und bewusst gemacht werden kann.
Die Quintessenz ist also ein Rad mit acht Speichen oder vier Querstrichen dargestellt, die sich in der Mitte treffen. Es ist von gelber (goldener) Farbe und bildet den Höhepunkt des Menschen in seiner Arbeit hin zur Meisterung seines Wesens. Es ist dabei nichts Geheimnisvolles oder Mysteriöses am Werk, sondern der Mensch wird dadurch in seiner Ganzheit gespiegelt, gemäss der hermetischen Weisheit:
WIE INNEN SO AUSSEN; WIE AUSSEN SO INNEN!