"Die Kuh die weinte"
Buddhistische Geschichten über den Weg zum Glück
~ Ajahn Brahm~
Ein weiser Mönch, den ich seit vielen Jahren kenne, wanderte mit einem alten Freund durch eine unbewohnte Gegend.
An einem heißen Nachmittag erreichten sie einen wunderschönen langen Sandstrand.
Obwohl Mönchen eigentlich untersagt ist, aus reinem Vergnügen zu schwimmen, verspürte dieser Mönch das Bedürfnis, sich nach einer langen Wanderung abzukühlen.
Das blaue Wasser sah höchst einladend aus.
Also zog er sich aus und stieg hinein.
Als junger Mann, bevor er sich für das Klosterleben entschieden hatte, war er ein kräftiger Schwimmer gewesen.
Inzwischen waren jedoch viele Jahre seit seinem letzten Bad im Meer vergangen.
Nach ein paar Minuten des herumschwimmens geriet er in eine starke Strömung und trieb auf's Meer hinaus.
Später wurde ihm erzählt, dass es sich wegen der unberechenbaren Strömung um einen sehr gefährlichen Strand handelte.
Zunächst versuchte der Mönch noch, gegen die Strömung anzuschwimmen, doch er merkte bald, dass er das nicht schaffen konnte.
Jetzt kam ihm seine Ausbildung zur Hilfe.
Er entspannte sich und ließ sich vom Strom treiben.
Es gehörte viel Mut dazu, sich in einer solchen Lage zu entspannen, vor allem, wenn man sieht, wie sich das Ufer immer weiter von einem entfernt.
Hunderte von Metern trennten ihn vom Strand, als die Kraft der Strömung nachließ und er damit beginnen konnte, zum Strand zurück zu schwimmen.
Er erzählte mir, dass er dabei seine allerletzten Kraftreserven aufbrauchte und völlig erschöpft am Strand ankam.
Er war davon überzeugt, dass er in der Strömung untergegangen wäre, wenn er versucht hätte, gegen sie anzukämpfen.
Dabei hätte es ihn genauso weit nach draußen getrieben, aber dann wäre er zu entkräftet gewesen, um zurückzuschwimmen.
Wenn er nicht losgelassen und sich dem Strom nicht ergeben hätte, wäre er untergegangen, meinte er.
Solche Anekdoten verdeutlichen, dass die Redewendung "Wenn es nichts zu tun gibt, tu nichts" nicht nur eine schrullige Theorie ist, sondern eine lebensrettende Weisheit sein kann.
Wenn der Strom stärker ist als sie, sollten sie sich treiben lassen, und wenn sie dann wieder handeln können, ist es Zeit sich anzustrengen.