Mein herzliches Grüß Gott!
Es gibt eine Übung, die ich sehr gerne mit euch teilen möchte. Ich nenne sie:
das dankbare Herz
Zuerst schaffe ich den Raum den ich benötige, um diese Übung durchzuführen. Kerze, das Glas Wasser, die weissen Blätter, Taschentücher, was immer mir in diesem Rahmen dienlich und hilfreich erscheint.
Dann beginne ich den Atem fliessen zu lassen, ihm nachzuspüren, völlig ohne Druck, völlig ohne Einwirken, einfach nur nachspüren, wie der Atem ein- und wieder ausfliesst. Ich spüre, wie ich ein- und wieder ausatme. Immer wieder ein- und wieder ausatme.
Nach einer Weile begeben sich meine Gedanken zu meiner Stirn, und ich atme in meine Stirn ein, und durch meinen Mund wieder aus. Mein Atem wird immer ruhiger und ich spüre, wie meine Ruhe immer weiter nach unten sinkt. Ich spüre die Ruhe im Kehlkopf, und mache ihn dadurch frei. Immer wieder atme ich ein, und wieder aus. Ich spüre die Ruhe in meinen Lungen, und mache sie dadurch frei. Immer weiter atme ich ein- und wieder aus.
Oh ja, da ist ja mein Herz. Tag und Nacht schlägt es für mich, auch jetzt während ich ein, und wieder ausatme. Ich sehe mein Herz, wie es schlägt, ich atme ein- und wieder aus.
Viele Menschen glaubten, das die Sonne um die Erde kreist. Und ich atme ein- und wieder aus. Mein Herz, das weiss, das es egal ist, wer um wen kreist, denn wir sind alle eins. Ich sehe mein Herz das allererste Mal, so schlagen, so voller Energie, so voller Leben. Es ist mein Mittelpunkt, der Platz, wo meine Heimat ist. Ich atme ein, und wieder aus.
Ja und dann sehe ich es, es ist gar nicht mein Herz, es ist ein Bild von meinem Herz. Aber was sehe ich da. Irgendetwas spiegelt mein Herz, ich sehe nur das Spiegelbild. Ich atme ein und wieder aus. Ich blicke auf meinen Panzer, und je mehr ich ein- und wieder ausatme, desto , ja, dieser Panzer schmilzt. Ich spüre wie der Panzer mit jedem Atemzug schmilzt. Je mehr dieser Panzer schmilzt, desto mehr wird mein Herz befreit. Ich habe tatsächlich doch mein Herz gesehen, aber, hinter einem dicken Panzer, hinter einem dicken Schutzpanzer.
Irgendwann ist mein Herz befreit. Ich sehe es zum ersten Mal mit meinen Augen, wie verletzt mein Herz ist, und doch schlägt es tapfer weiter. Immer wieder wurde es verletzt, aber es ist ihm niemals in den Sinn gekommen, einfach davon zu laufen, sich zu befreien, sich selbst zu verwirklichen. Es blieb tapfer an seinem Platz, und schlug einfach weiter, weil es wusste, das eines Tages der Moment kommen wird, wo ich, bei meinem Herz vorbeischauen werde, wo ich, mich ganz bewusst dafür entscheide, mein Herz in Liebe zu befreien, jetzt, die eigene Verantwortung, ja, auch für mein Herz zu übernehmen.
Ich bin nun offen für mein Herz, offen für dieses kaum vernehmbare Stimmchen, offen für das, was ich mir so erfolgreich immer wieder selbst eingeschlossen habe. Ich habe mein Herz gesehen, ich habe meine Quelle gesehen, und jetzt brauche ich meine Panzer nicht mehr, denn ich bin mir selbst bewusst, ich habe mich gesehen.
Nun mache ich mit meinem Herzen ein Zeichen aus, ein Zeichen, das zu mir unmissverständlich durchdringt, egal wie hektisch und launisch mein Tag ist, wie konzentriert ich meine Wahrheit bekämpfe, ein Zeichen, das mir immer wieder diesen Moment in mein Bewusstsein holt, den Moment, wo ich zum ersten Mal mein Herz ohne Panzer gesehen habe, und egal was ich gerade so wichtiges im tun begriffen bin, ich weiss, nichts was nicht die Liebe meines Herzens aushält, wird Bestand haben, nicht einmal ich selbst, wenn ich nicht ich bin.
Ich spreche so oft von dem Beschenktsein, und doch, gebe ich gerne zu, ich habe nicht einmal einen Hauch der Ahnung, wie beschenkt ich wirklich bin.
Mein Herz schlägt weiter, und es ist komisch, ich spüre in diesem Moment, wie dankbar es ist, dankbar, das ich mir endlich erlaubt habe, mich vom Leben wirklich berühren zu lassen.
Langsam kehre ich in meinen All-Tag zurück und sorge dafür, das ich wirklich angekommen bin.
Danke
Stephan